Berufsunfähigkeit

Wenn es um das Thema der Absicherung eures Einkommens geht, stößt man früher oder später eigentlich immer auf die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Warum sie so wichtig ist und wie wir diesen Punkt für uns gelöst haben, möchten wir gerne in dem nachfolgenden Beitrag aus der Rubrik Finanzielle Sicherheit mit euch teilen. Unser Fokus liegt dabei auf dem “Standardfall” eines Angestellten in der Privatwirtschaft, da es ansonsten zu viele Sonderfälle gibt, die den Artikel unübersichtlich machen würden.

Was ist eigentlich Berufsunfähigkeit?

Im Kern der Definition geht es darum, dass ihr euren zuletzt ausgeübten Beruf auf Dauer nicht mehr ausüben könnt. Das Ganze geht also über eine zeitweise Unfähigkeit zur Ausübung eures Berufes hinaus. Um sich besser vorstellen zu können welche Ursachen hinter einer Berufsunfähigkeit stehen, hilft folgende Aufstellung mit Angaben welche Erkrankungsart für wie viele BU Fälle verantwortlich ist (Quelle: Morgen & Morgen 04/22):

BU Ursachen

Bei den psychischen Erkrankungen können z.B. Depressionen / Burnouts auftreten. Beim Bewegungsapparat sind es z.B. häufig Bandscheibenvorfälle. Auch lange Beeinträchtigungen durch Corona spielen eine Rolle. Man geht grob davon aus, dass ca. 25% der Arbeitnehmer im Laufe des Berufslebens mindestens einen BU-Fall erleiden. Oft betrifft dies vor allem Menschen in der fortgeschrittenen Lebensmitte oder höherem Alter.

Warum ist die BU so wichtig?

Schwache gesetzliche Absicherung

Okay. Jetzt wissen wir was Berufsunfähigkeit verursachen kann und wie oft sie auftritt. Warum soll ich mich jetzt dagegen absichern? Es gibt doch bestimmt einen gesetzlichen Schutz. Oder?? Schon. Da wäre die sogenannte Erwerbsminderungsrente vom Staat. Es ist aber wie mit der gesetzlichen Altersvorsorge. Es gibt zwar diese staatliche Absicherung, aber in den meisten Fällen wird sie im Ernstfall hinten und vorne nicht ausreichen. Ihr müsst auch bestimmte Kriterien erfüllen, damit ihr sie überhaupt erhalten könnt. Dennoch werden vergleichsweise viele Anträge abgelehnt (zwischen 35 und 45%) oder ihr erhaltet nur einen Bruchteil der maximal möglichen Erwerbsminderungsrente. Also kein Instrument, auf das ich mich selbst verlassen würde.

Im Gegensatz dazu zahlt eine Berufsunfähigkeitsversicherung zuverlässiger (viel mehr Anträge werden bewilligt), unter leichter zu erfüllenden Bedingungen (ihr müsst lediglich 50% eurer Arbeit durch die BU-bedingten Einschränkungen nicht mehr ausüben können) und wenn ihr eine Prognose habt, dass ihr wahrscheinlich länger als sechs Monate ein BU-Fall bleiben werdet. Wenn ihr dann noch eine gute BU gewählt habt (siehe unsere Tipps weiter unten), fahrt ihr auf alle Fälle deutlich besser als mit der gesetzlichen Absicherung.

Enorm hoher Einkommensverlust

Für sehr viele Menschen ist das Einkommen, das sie über ihre Arbeit erzielen können, die mit Abstand größte Wohlstandsquelle. Hier können auch bei durchschnittlichen Gehältern über die Jahrzehnte Beträge jenseits der Millionen zusammenkommen. Oft erhöht man mit steigendem Einkommen auch seinen Lebensstil, geht Verpflichtungen ein, baut vielleicht ein Haus und nimmt einen Kredit hierfür auf. Wenn man dann plötzlich ein BU-Fall wird und nicht mehr über das gleiche Einkommen verfügt, kann das schnell zu extrem großen, finanziellen Problemen führen.

Aus diesem Grund ist eine BU-Versicherung für alle besonders wichtig, die nicht aufgrund anderer Vermögensquellen (zu einem wesentlichen Teil) unabhängig von ihrem Arbeitseinkommen sind.

Tipps bei der BU

Kosten & Abschlussalter

Eine BU ist keine der günstigen Versicherungen, aber wie oben dargestellt dennoch enorm wichtig. Je nachdem wie euer Beruf in Sachen BU-Risiko eingestuft wird, wie eure gesundheitlichen Eckdaten (etwa Alter, Vorerkrankungen etc.) aussehen und welche Absicherungshöhe ihr benötigt, geht es hier schnell um viele hundert € pro Jahr oder auch darüber hinaus.

Der beste Tipp ist daher, dass man möglichst früh eine BU-Versicherung abschließen sollte. Denn dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man Vorerkrankungen hatte deutlich geringer und das honoriert die Versicherung über eine günstigere Prämie, die euch dann dauerhaft erhalten bleibt. Spätere Gesundheitsprobleme müssen bei guten Versicherungen nämlich nicht nachgemeldet werden.

Absicherungshöhe

Die spannende Frage ist natürlich auch wie viel BU-Rente sollte man überhaupt im Jahr bekommen? Hier gibt es wieder zwei grundsätzliche Herangehensweisen an das Thema:

Entweder ihr wisst, dass ihr mit eurem aktuellen Einkommen eine solide Haushaltsbilanz habt und auch noch Überschüsse verbleiben, die ihr im BU-Fall z.B. für weiterlaufende Rentenbeiträge etc. benötigen werdet. Dann ist eine gängige Empfehlung ca. 80 Prozent von eurem Nettoeinkommen als BU-Höhe zu wählen. Das funktioniert, weil ihr auf eure BU-Rente nur eine reduzierte Steuer zahlen müsst, sodass der Unterschied nach Steuern nicht groß sein wird.

Der andere Weg ist, dass ihr erst einmal eine Haushaltsbilanz erstellt, um zu sehen wo ihr aktuell überhaupt steht. Dann ergänzt ihr noch Punkte, die zukünftig sehr wahrscheinlich hinzukommen könnten, wie z.B. ein Hauskauf mit entsprechender Monatsrate, Kinder, etc. Ausgehend von diesem Bedarf wählt ihr dann eine passende BU-Höhe.

Gesundheitsfragen

Man sieht in Fernsehbeiträgen oft, dass man mit Versicherungen im Ernstfall Probleme bekommen kann und die Zahlung nicht immer bewilligt wird. Wie beschrieben werden zum Glück bei BU-Versicherungen viele Anträge angenommen (ca. 80% im Schnitt). Eine Grundlage dafür ist aber, dass ihr die Gesundheitsfragen wirklich vollständig und ehrlich beantwortet bei der Antragstellung. Wenn ihr später nämlich aufgrund einer nicht angegebenen Vorerkrankung ein BU-Fall werdet, hat die Versicherung ansonsten gute Karten die BU-Rente nicht zahlen zu müssen. Also seid bei dem Punkt sehr gewissenhaft.

Abstrakte Verweisung

Wenn ihr erkrankt und nicht mehr in eurem Beruf in relevantem Umfang arbeiten könnt, wollt ihr wahrscheinlich nicht, dass die Versicherung euch keine BU-Rente zahlt, weil ihr ja trotzdem noch in irgendeinem anderen Beruf arbeiten könntet? Sie sollte daher auf eine abstrakte Verweisung auf jeden Fall verzichten.

Beitragsanpassungen ohne erneuete Gesundheitsprüfung

Wenn ihr, wie empfohlen, mit jüngeren Jahren eine BU abgeschlossen habt, wird in eurem Leben wahrscheinlich noch viel passieren, was eine höhere BU-Rente erforderlich macht. Beispielsweise Heirat, Kreditverpflichtungen etc. Daher ist es wichtig, dass die BU-Höhe nicht in Stein gemeißelt ist, sondern abhängig von Lebensereignissen ohne erneute Gesundheitsprüfung erhöht werden kann.

Darüber hinaus spielt auch das Thema Inflation eine Rolle, denn in 30 Jahren wird die heute festgelegte BU-Rente deutlich an Kaufkraft verloren haben und eine Lücke entstanden sein. Um dem zu begegnen bieten viele Versicherungen eine Beitragsdynamik an, wodurch euer Beitrag und die BU-Höhe jährlich um einen niedrigen Prozentsatz automatisch erhöht werden KANN. Wichtig ist, dass dies optional ist. Ihr könnt oft beispielsweise dreimal in Folge dieser Erhöhung widersprechen, bevor ihr die Option dauerhaft verliert und gar nicht mehr angeboten bekommt. Wenn ihr also flexibel bleiben möchtet, aber nicht jedes Jahr mehr zahlen wollt, könnt ihr einfach ab und an die Erhöhung als Inflationsausgleich mitnehmen und in den anderen Jahren widersprechen. Ihr müsst dann einfach nur aufpassen, dass ihr nicht so oft in Folge widersprecht, dass ihr diese sinnvolle Option verliert.

Brutto- vs. Nettobeitrag

Wie bei fast allen Versicherungen gibt es einen Netto- und einen Bruttobeitrag. Wenn bei dem Versicherer alles wie erwartet läuft, zahlt man normalerweise nur den Nettobetrag. Es kann aber in schlechten Zeiten sein, dass der Versicherer die Prämie bis auf den Bruttobeitrag erhöht. Daher sollte man, wenn man ansonsten ähnlich gute Anbieter zur Auswahl hat, im Zweifel lieber den mit dem klar niedrigeren Bruttobeitrag nehmen. Das gilt auch, wenn der andere Anbieter beim Nettobeitrag etwas günstiger sein sollte. Dadurch deckelt ihr eure maximale BU-Prämie besser.

Wie handhaben wir das Thema BU?

Wir selbst haben nach dem Studium in relativ jungen Jahren eine BU-Versicherung bei der NÜRNBERGER Versicherung abgeschlossen. Positiv war bisher, dass die Beiträge nur gemäß der vereinbarten Beitragsdynamik als Inflationsausgleich im Zeitverlauf gestiegen sind und tatsächlich auch nur die ausgewiesenen Nettobeträge gezahlt werden mussten (also nicht die maximal mögliche Bruttoprämie im Vertrag). In verschiedenen Tests zum Thema BU sehe ich die Nürnberger auch regelmäßig vorne dabei.

Wichtig zu betonen ist aber, dass es immer sehr auf euren individuellen Fall ankommt. Wir waren wie gesagt eher jünger, hatten keine Vorerkrankungen und haben als Angestellte den Vertragsabschluss gemacht. Je nach euren Gegebenheiten, können andere Versicherungen womöglich die bessere Wahl für eure Situation sein. In unserer Übersicht oben findet ihr einige Tipps was eine gute Versicherung ausmacht und es gibt im Internet auch noch deutlich mehr Literatur dazu. Wenn ihr euch das Wissen aus Zeitmangel nicht selbst zusammensuchen möchtet, würde ich mir im Zweifel einen unabhängigen Makler auf Honorarbasis suchen, der euch ohne Interessenskonflikt seriös berät.

Wir hoffen diese Zusammenfassung zu dem was wir für uns beim Thema Berufsunfähigkeit mitgenommen haben, ist für euch und eure Familie nützlich und hilft euch ein finanziell unbeschwertes Leben führen zu können.

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